Energiemanagement

Eine der wichtigsten Abteilungen für das Thema Nachhaltigkeit ist das Energiemanagement. Dadurch, dass wir Produzent von Kunststoffverpackungen sind, haben wir einen hohen Energieverbrauch. Was in diesem Bereich für eine bessere Energieeffizienz und damit dem Klimaschutz getan wird, haben wir unseren Energiemanagementbeauftragten Christian Kuß befragt.

 

Wie ist das Energiemanagement bei SPIES aufgebaut und was sind die wichtigsten Aufgaben?

Das Energiemanagement bei SPIES ist klassisch und strukturiert aufgebaut, basierend auf den Vorgaben der ISO 50001, nach der wir seit über 10 Jahren zertifiziert sind. Unsere Aufgaben sind äußerst vielfältig. Wir erfassen kontinuierlich unsere Energieverbräuche, um Abweichungen zu erkennen und geeignete Maßnahmen zur Optimierung einzuleiten. Daher ist es für uns unerlässlich, Kennzahlen für alle relevanten Verbraucher zu erstellen und zu überwachen. Aktuell verwenden wir 676 Messmittel, von denen 394 für die Messung oder Abgrenzung elektrischer Verbräuche, 276 für die Überwachung des Druckluftverbrauchs und 6 für die Erfassung von Kältemengen eingesetzt werden.

Wir analysieren regelmäßig unsere Energieverbräuche, um Potenziale zur Reduzierung der Energiekosten zu identifizieren. Sobald ein solches Potenzial ermittelt wurde, werden konkrete Maßnahmen entwickelt und unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten bewertet.

Wir investieren in energieeffiziente Maschinen und Ausrüstung, um den Energieverbrauch in unserem Betrieb zu minimieren. Zudem legen wir großen Wert darauf, unsere Mitarbeiter über energieeffizientes Verhalten und einen bewussten Umgang mit Energie zu informieren und zu schulen. Darüber hinaus stellen wir sicher, dass wir alle relevanten Energiegesetze und -vorschriften einhalten, um unseren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.

 

Was sind die wichtigsten Maßnahmen, um den Energieverbrauch bei SPIES zu reduzieren?

Betrachtet man die direkten Verbraucher im Produktionsprozess, ist der kontinuierliche Austausch innerhalb des Spritzgießmaschinenparks zweifellos eine der wichtigsten Maßnahmen. Seit Ende 2018 konnten wir bereits eine Einsparung von 2.721.870 kWh im Vergleich zum Betrieb weniger effizienter Produktionsanlagen erzielen.

Auch der Austausch der Beleuchtung bietet ein hohes Einsparpotenzial bei den produktionsnahen Verbrauchern, allerdings sind die Möglichkeiten hier natürlich begrenzt. Zusätzlich sind der Einsatz von Wärmerückgewinnungssystemen und eine bedarfsorientierte Steuerung der Be- und Entlüftung wichtige Maßnahmen. Gleiches gilt für die Druckluft- und Kälteerzeugung, die zusammen etwa 20 % unseres Gesamtverbrauchs ausmachen. Um den Energieverbrauch der Kälteerzeugungsanlagen zu reduzieren, verwenden wir Freikühler und setzen separate Systeme für unterschiedliche Temperaturniveaus ein. Bei der Drucklufterzeugung achten wir auf hohe Effizienz durch sinnvolle und bedarfsgerechte Verschaltungen der Kompressoren. Gleichzeitig reduzieren wir den Verbrauch durch die Bekämpfung von Leckagen.

Zu diesem Zweck haben wir kürzlich eine SoundCam angeschafft. Diese innovative Technologie macht Töne sichtbar, indem sie die Signale von 72 geräteinternen Mikrofonen erfasst und über das Bild der integrierten Kamera legt. Dadurch können wir äußerst effektiv Leckagen aufspüren.

Neben den technischen Aspekten ist die Schulung der Mitarbeiter ein entscheidender Faktor, um ein Bewusstsein für Energieeinsparungen zu schaffen. Nur wenn die Mitarbeiter die energetischen Auswirkungen ihres Handelns verstehen, können sie diese gezielt optimieren.

 

Gibt es spezifische Projekte oder Initiativen, die im Bereich erneuerbarer Energien umgesetzt werden?

Ja, wir verfolgen derzeit mehrere Ansätze zur Nutzung erneuerbarer Energien. Konkrete Vorhaben im Bereich Photovoltaik und Windkraft befinden sich in der Planungsphase. Durch die Installation solcher Anlagen könnten wir unseren eigenen Strom erzeugen und somit unseren Bedarf an konventioneller Energie aus dem Netz reduzieren. Dadurch würden wir nicht nur unsere Unabhängigkeit steigern, sondern auch einen signifikanten Beitrag zum Umweltschutz leisten.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Umsetzung von Eigenerzeugungsprojekten oft mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann. SPIES hat sich verpflichtet, ab 2025 ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien zu beziehen. Dies stellt sicher, dass wir uns nicht allein auf den Erfolg der Eigenerzeugungsprojekte verlassen und unsere Umstellung auf erneuerbare Energien vorantreiben.

 

Wie wird die Überwachung und das Reporting des Energieverbrauchs gehandhabt? Welche Kennzahlen werden verwendet, um den Fortschritt im Energiemanagement zu messen?

Wir überwachen den Energieverbrauch sowohl absolut als auch den einzelner Großverbraucher. Die Produktionsanlagen sowie die Druckluft- und Kälteerzeugungsanlagen in den Werken sind dabei unsere Schwerpunkte. Abweichungen vom üblichen Gesamtverbrauch werden unterjährig in den Protokollen der Energiemanagementteamsitzungen erfasst und bei signifikanten Abweichungen sofort behandelt. Solche Ereignisse werden als Nichtkonformitäten betrachtet und entsprechend entschlossen angegangen.

Am Ende jedes Jahres veröffentlicht das Energiemanagement ein Managementreview sowie einen Kennzahlen- und Energiereport. Hier wird der Themenbereich dann nochmals in Gänze aufgearbeitet dargestellt.

Das Thema Kennzahlen ist komplexer als das reine Reporting. Derzeit verwenden wir für die meisten Verbraucher noch herkömmliche Kennzahlen. Zum Beispiel betrachten wir den elektrischen Verbrauch der Spritzgießmaschinen pro verarbeitetem Kilogramm Kunststoff oder die erzeugten Kubikmeter Druckluft pro eingesetzter Kilowattstunde. Jedoch genügt diese Betrachtungsweise nicht immer. Es bleiben viele Einflussfaktoren unberücksichtigt, sodass Kennzahlen sich positiv oder negativ entwickeln können, ohne dass dies beabsichtigt oder einfach zu erklären ist.

Bei den Spritzgießmaschinen haben beispielsweise Werkzeug, Anzahl der Kavitäten, Zykluszeit, verwendete Materialien usw. einen starken Einfluss auf die Kennzahlen. Daher befinden sich die herkömmlichen Kennzahlen derzeit im Wandel. Eine Möglichkeit ist es, den Betrachtungsbereich einer Kennzahl zu reduzieren. Dies kann bei gleichen Bedingungen auf Auftragsebene geschehen. Bei wechselnden Bedingungen können viele Einflussfaktoren entfernt werden, indem jede Kombination von Produktionsmaschine und Auftrag eine eigene Kennzahl erhält.

Je nach technischem Anwendungsfeld verfolgen wir unterschiedliche Ansätze zur Kennzahlenerstellung, da Kennzahlen die entscheidenden Größen sind, um Selbstoptimierung und gesteigerte Energieeffizienz nachzuweisen. Sie dienen als wichtigste Orientierungspunkte. Daher ist die Genauigkeit und Glaubwürdigkeit einer Kennzahl von entscheidender Bedeutung.

 

Welche Herausforderungen siehst Du für die zukünftige Integration von nachhaltigem Energiemanagement in der Kunststoffverarbeitungsindustrie (oder allgemein)? Welche Chancen und Innovationen erwartest Du in diesem Bereich?

Die zukünftige Integration von nachhaltigem Energiemanagement in der Kunststoffverarbeitungsindustrie und generell in der Industrie steht vor einigen Herausforderungen. Ein wichtiger Faktor ist die komplexe und energieintensive Natur der Produktionsprozesse in der Kunststoffverarbeitung. Die Herausforderung besteht darin, Wege zu finden, den Energieverbrauch und die Umweltauswirkungen dieser Prozesse zu reduzieren, ohne dabei die Produktqualität und Effizienz zu beeinträchtigen.

Ein weiteres Hindernis sind die anfänglichen Investitionskosten für nachhaltige Technologien und erneuerbare Energien. Obwohl sich diese Investitionen langfristig auszahlen können, können sie für Unternehmen zunächst eine finanzielle Belastung darstellen. Es bedarf also einer strategischen Planung und eines langfristigen Engagements seitens der Unternehmen, um die erforderlichen Ressourcen für den Übergang zu einer nachhaltigen Energieinfrastruktur bereitzustellen.

Im Bereich des Energierechts kommt es derzeit zu einer erhöhten Aktivität, die in dieser Größenordnung noch nicht dagewesen ist. Gesetze und Verordnungen werden aufgrund des Klimawandels schnell erlassen, während die Vorlaufzeiten für Unternehmen immer kürzer werden. Hier besteht das Potenzial, dass Unternehmen überfordert oder Projekte durch bürokratischen Aufwand verzögert werden.

Jedoch gibt es auch zahlreiche Chancen und Innovationen in diesem Bereich. Eine davon ist die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien, sei es durch den Einsatz von Solarenergie, Windenergie oder Biomasse. Die kontinuierliche Weiterentwicklung und Kostensenkung dieser Technologien eröffnet Unternehmen die Möglichkeit, ihren Energieverbrauch zu dekarbonisieren und ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern.

Darüber hinaus können neue Technologien und digitale Lösungen dabei helfen, den Energieverbrauch effizienter zu gestalten. Zum Beispiel können intelligente Energiemanagementsysteme Echtzeitdaten liefern, um den Energieverbrauch zu überwachen und Engpässe oder ineffiziente Prozesse schnell zu erkennen und anzugehen.

Ein weiterer vielversprechender Bereich ist die Kreislaufwirtschaft und das Recycling von Kunststoffen. Indem wir recycelte Materialien in unseren Produktionsprozessen verwenden, können wir den Bedarf an neuem Kunststoff verringern und gleichzeitig Abfall reduzieren.

Insgesamt besteht die Chance, dass Unternehmen durch nachhaltiges Energiemanagement nicht nur ihre ökologischen Ziele erreichen, sondern auch Kosten senken, die Energieeffizienz steigern und ihr Image als umweltbewusste und verantwortungsvolle Organisation stärken können.