Wie können wir eine aussagekräftige und wissenschaftsbasierte Aussage über die Nachhaltigkeit unserer Produkte treffen?
Diese Frage haben wir uns schon oft gestellt. Klar, es gibt den CO2-Fußabdruck für Produkte - den Product Carbon Footprint (PCF). Doch dieser berechnet "nur" den CO2-Ausstoß eines Produkts. Wer eine schnelle Lösung sucht, kann sich an eine Vielzahl von Anbietern wenden, die anhand einer einfachen Datenabfrage über ein Online-Tool den PCF berechnen. Diesen Weg haben auch wir bereits gewählt. Auf diese Weise erhält man mit überschaubarem Aufwand die Berechnung des produktbezogenen CO2-Ausstoßes sowie einen groben Einblick über mögliche Umweltauswirkungen, kann Produktvergleiche ziehen und diesen Wert an Kunden und Partner kommunizieren. Aus unserer Sicht ist das definitiv ein guter Anfang. Jedoch liefert uns dieses Verfahren noch zu wenig Details.
Eine andere Möglichkeit ist die Berechnung des PCF aus eigener Kraft. Dadurch schafft man ein größeres Verständnis für die Emissionswerte der Produktionsstufen und kann auf Basis des fundierten Wissens mehr Schräubchen hin zu einem möglichst nachhaltigen Produkt drehen. Aber ganz so einfach ist es nicht, in Eigenregie die Berechnung durchzuführen. Eine ISO-Norm oder das Greenhouse Gas Protocol bieten Unterstützung und Richtlinien, doch man muss sich dennoch intensiv mit der Berechnung beschäftigen.
Aber sagt der CO2-Fußabdruck wirklich aus, wie nachhaltig ein Produkt ist? Jein. Wie gesagt, es ist ein guter Anfang, um eine Einschätzung über die Umweltauswirkungen zu erhalten, reicht jedoch für eine ganzheitliche Bewertung nicht aus. Bei der Herstellung von Produkten geht es neben den Klimaauswirkungen auch um Fragen wie Wasserverbrauch, Bodennutzung, Ressourcennutzung, Schaden für die Biodiversität, Toxizität usw. Diese Kategorien werden bei einer Ökobilanz einbezogen. Das ist offensichtlich aufwändiger als eine PCF-Berechnung und als Dienstleistung um ein Vielfaches teurer.
Um uns dem Thema schrittweise zu nähern, habe ich eine Veranstaltung unseres Netzwerks "Wissens- und Innovations-Netzwerk Polymertechnik" (WIP) besucht. Das Institut für Kunststoff- und Kreislauftechnik (IKK) der Leibniz Universität Hannover hat viele Impulse und Fakten zu der Thematik der Nachhaltigkeitsbewertung von Produkten gegeben. Die Inhalte bilden für mich eine gute Basis, um erste Schritte in Richtung Aufbau der eigenen Berechnung zu gehen. Was mich gewundert hat, waren die wenigen Teilnehmenden, insbesondere aus der Wirtschaft. Können das alle schon? Interessiert sich dafür keiner? Ist das Thema Ökobilanz unnötiger Aufwand und reicht ein einfacher extern erstellter PCF?
Ich fand die Veranstaltung jedenfalls sehr interessant. Besonders gut fand ich, dass auf wissenschaftlicher Ebene diskutiert wurde. Der Kontakt zu Hochschulen und Forschungsinstituten ist für uns immer sehr wertvoll und es steht fest, dass wir diesen halten und intensivieren möchten.
Das Seminar hat nochmal gezeigt, dass es wichtig ist über diese Themen informiert zu sein und uns frühzeitig zu überlegen, welche Methodiken für unser Unternehmen, unsere Produkte und unsere Kunden am wertvollsten sind. Deswegen haben wir zur Nachhaltigkeitsbewertung von Produkten eine strategische Maßnahme geschaffen, um der Aufgabe den nötigen Raum und die strategische Betrachtung geben zu können.
Wie setzt ihr die Berechnungen auf Produktebene um?